Abenteuer Therme

Auch bei uns in Ostholstein ist es eine Therme, die für den Ersatz der Ostsee sorgt wenn diese noch oder wieder zu kalt ist um in ihr zu planschen oder einfach an ihrem Ufer der Sonne zu frönen. Ich selbst bin ein leidenschaftlicher Thermengänger und so treibt es mich fast jeden ersten Samstag im Monat zur Saunanacht dort hin. Meinen Freund und mich würde ich in die Kategorie „typisches Saunapärchen“ einordnen. Wir sind aus der Phase des ständigen Anfassens und Knutschens heraus und haben mittlerweile so viel Erfahrung gesammelt das wir wissen wie unsere Körper auf wärme reagieren. Auch ist die Nacktheit, die der Saunagang nun einmal mit sich bringt kein Grund mehr für errötete Wangen. Und so habe ich meinen Blick gestern Nacht ein wenig schweifen lasse und mir sind verschiedene Verhaltensmuster aufgefallen. Zum Beispiel sind da die zu meist jungen Frauen, die sich nicht zu verstecken bräuchten aber dennoch immer ein Handtuch um den Körper geschlungen haben so als ob ihnen diverse Körperteile unter den Blicken der Mitmenschen abfallen könnten. Diese Spezies ist oftmals auf dem untersten Sitzplatz zu finden immer in Wand nähe, sie legen sich nicht hin und sitzen vorsichtig nur halb mit dem Hintern auf dem dafür Vorgesehen Holz. Oftmals werden diese vom Freund oder von der Freundin begleitet. Man hört aus diesen Ecken ein wisperndes und tuschelndes Geräusch. Raufen sich mehrere Freundinnen zu einem Besuch in der Sauna zusammen, kann aus diesem leisen Gewisper auch ein Gackern werden. Ähnliches ist auch bei den jungen Herrn der Schöpfung zu begutachten allerdings äußert sich die Vorgehensweise eher in lautem Grölen. Durch Witze und gegenseitiges auf die Schulter klopfen wird sich indirekt zur Männlichkeit gratuliert. Sehr auffällig ist das Verhalten des „Gockels“ ich nenne ihn so weil er mich unweigerlich an das Balzverhalten eines Hahns erinnern. Diese zu meist älteren Herrschaften sind in Begleitung ihrer Frau allerdings sieht man sie nur sehr selten zusammen da beide auf ihre Weise den eigenen Marktwert prüfen. Der Gockel geht auffallend viel in der Saunalandschaft spazieren auch hat dieser immer eine Liege durch sein Handtuch reserviert falls ihm das Laufen doch einmal Müde werden sollte. Obwohl die freundlichen Mitarbeiter der Therme durch nette Zettel über den besonders begehrten Liegeplätzen freundlich aber bestimmt zu verstehen geben das Handtücher keine Liegen reservieren. Dieser Umstand ist dem Gockel allerdings herzlich egal denn er handelt frei nach dem Prinzip, wer zu erst kommt mahlt zu erst. Das Handtuch von eben diesen Zeitgenossen dient ausschließlichen dem Zweck der Dekoration. Locker ja man könnte fast schon sagen gekonnt wird dieses über die Schulter geworfen, es baumelt über dem Po und wippt beim gehen vor seinem männlichem Gemächt. Das so drapierte Handtuch erweckt den Eindruck nicht ganz unbekleidet zu sein und gibt doch alles Preis was es zu sehen gibt. Die Lebenspartnerin hingegen zieht es von einer Sauna in die nächste wo sie ihr überdimensionales Saunahandtuch zur vollen Größe ausbreitet und sich der Länge nach drauf legt. Ob genügend Platz für weitere Gäste vorhanden ist, ist auch ihr völlig einerlei. Sie ist immer auf der obersten Holzstufe zu finden zusammen mit anderen Gockeln. Des weiteren sind die „Bademantelträger“ nicht zu vergessen. Diese sind routinierte Saunagänger die sich zwischen den Whirlpools für Nackte und der Cocktailbar wie zu Hause im eigenen Badezimmer fühlen. Meistens machen sie einen recht verschlafenen Eindruck aber so ein heißes Bad kann auch schon mal ermüdende Auswirkungen mit sich bringen.
Unsere Therme ist im Besitz einer weiteren wundervolle Lokalität für ihre Gäste, damit das Wohlfühlen auch garantiert ist. Die Rede ist vom Ruheraum. Der Ruheraum besteht aus ungefähr 10 Liegen und ebenso vielen Wasserbetten. Natürlich ist zu verstehen, dass für diejenigen die nicht im Besitz eines eigenen Wasserbettes sind, dieses Ruhevergnügen ein ganz Besonders ist. Somit ist der Andrang groß und man zählt zu den Glücklichen sollte man eine ergattern können. Gestern war ich in dieser positiven Situation und ich möchte nur einmal am Rande den Domino-Trink-Effekt erwähnen. Ich habe bemerkt das es immer eines Mutigen bedarf der den ersten Domino-Effekt ins Rollen bringt. So bald dies geschehen ist ziehen min. 5 Mitruhende nach, so als ob ihnen gerade eingefallen wäre das sie auch etwas Durst in sich verspüren. Wenn einer der Dürstenden viel Pech hat so liegt die Flasche auch nicht oben auf dem mitgebrachten Beutel, so wie es sich für eine wohlerzogene Flasche gehört. Nein, sie versteckt sich irgendwo zwischen Bodylotion und Duschgel in der viel zu großen Reisetasche ganz am Boden. Um die anderen nicht weiter zu belästigen wird nicht zielstrebig in der Tasche gesucht, sondern vorsichtig ein Stück nach dem anderen aus der Tasche genommen und nach erfolgreichem Finden wieder Stück für Stück rein gelegt. Dieser Vorgang zieht sich so um die 5-10min hin. Das Betroffenen sich hierfür 2 – 3 mal hin und her welzen müssen, versteht sich von selbst. Durch das Geraschel nervös gewordene Artgenossen machen sich danach meist zum Aufbruch klar, was wiederum das Klappern von Badelatschen zur Folge hat. Dieses ermutigt die Pechvögel, die entweder nur eine normale Liege ergattern konnten oder sich schon geraume Zeit vor der Glastür rum drücken um überhaupt einen Platz im Raum zu bekommen, aufzurücken und somit entsteht erneuter Tumult. Zwischenzeitlich wurde noch die BILD entfaltet und Buchseiten umgeblättert. Das junge frisch verliebte Pärchen hat leider auch vergessen, dass der Ruheraum nicht der Ersatz für das heimische Schlafzimmer ist und setzt das Flüstern und das Knutschen aus dem Freibecken fort. Zu diesem Zeitpunkt nahm ich mir fest vor, sobald mein Nachbar aus seiner Koma ähnlichen Schnarchparodie erwacht werde ich ihn fragen ob an seinen Polypen schon einmal etwas unternommen wurde falls nicht sollte das dringend nachholen werden. Um es nun kurz zu fassen, der Ruheraum ist der ultimative Pol der Entspannung, der richtige Ort um die Seele baumeln zu lassen und seinen ausgemergelten Körper zu schonen bevor es zum nächsten Massage- und Saunamarathon geht.
Und überhaupt beobachtet doch in den Thermen sowieso niemals jemand den anderen. ;)
© Evelin M. C. Kulow 06.04.2008
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